Ozon (chemisch O3) ist eine komplexe Substanz, die man, je nachdem, ob sie in der Stratosphäre oder in Bodennähe angetroffen wird, ganz unterschiedlich bewertet. Dort schützt sie vor gefährlicher Strahlung, hier wird sie als Schadstoff eingestuft. Als vermeintlich ‚gesteigerter
Sauerstoff‘ beschäftigt Ozon seit nunmehr 180 Jahren verschiedene Disziplinen und gab der Öffentlichkeit seit jeher Anlass zu Spekulationen und kontroversen Diskussionen bis hin zu massenmedialer Panik. Trotz der enormen ökologischen Bedeutung des Ozons fehlt bislang eine
interdisziplinäre Stoffgeschichte. Zur Entstehung einer solchen, die 2023 in der Stoffgeschichten-Reihe des Münchner oekom-Verlags erscheinen wird, trägt dieser Workshop bei.
Das Ziel besteht darin, die wechselvolle, diskontinuierliche (Weiter-)-Entwicklung eines Ozon-Diskurses zu rekonstruieren und die spannungsvollen Divergenzen zwischen populären Imaginationen, dem Fortschritt chemischer Forschung sowie umweltpolitischen Debatten darzustellen.
Um die unterschiedlichen Perspektiven auf das Ozon in verschiedenen Disziplinen zu beleuchten, treten Wissenschaftler*innen verschiedenster Disziplinen in Dialog: Stefan Emeis (Atmosphärischen Umweltforschung, KIT/Garmisch), Elke Hertig (Environmental Health Sciences, Uni Augsburg), Sebastian Grevsmühl (Science and Technology Studies, EHESS Paris), Stefan Böschen (Risikosoziologie/Technik und Gesellschaft, RWTH Aachen), Jens Soentgen (Wissenschaftsgeschichte der Chemie/Philosophie, Uni Augsburg) und Evi Zemanek (Literatur- und Medienkulturwissenschaft, Universität Freiburg). Der Workshop ist öffentlich.